Kleine und mittelgroße Händler haben in der letzten Zeit die Frage, ob sie auch online verkaufen sollen, zunehmend mit Ja beantwortet. Die vorübergehenden Schließungen des Einzelhandels während der Coronapandemie haben den Trend noch leicht beschleunigt.
Wer beschließt, den Schritt in den Onlinehandel zu vollziehen, steht jedoch vor einer Reihe von Folgefragen. Die vielleicht wichtigste: Sollen die Waren über einen eigenen Onlineshop verkauft werden, über einen Onlinemarktplatz – oder auf beiden Wegen?
Mit dieser Frage befasst sich dieser Beitrag, der der Auftakt einer vierteiligen Miniserie speziell für den E-Commerce-Markt ist.
Einzelhändler planen Ausbau des Online-Geschäfts
Das stationäre Ladengeschäft ist der meistgenutzte Vertriebskanal des Handels. 78 Prozent der Unternehmen betreiben einen Laden, doch bereits mehr als die Hälfte unterhält einen eigenen Online-Shop (55 %) – das zeigt ibi-Studie „Der Handel im Jahr 2021“. Weitere 16 % planen, künftig über den eigenen Shop zu verkaufen.
Geringer ist der Anteil von Händlern, die einen Online-Marktplatz nutzen. Doch auch hier stehen die Zeichen auf Ausbau des Engagements. 15 % der Händler verkaufen bereits Waren über eBay, weitere 7 % wollen es in Zukunft tun. 17 % verkaufen über Amazon (4 % planen dies), 16 % über einen anderen überregionalen Marktplatz (weitere 11 % wollen das künftig tun). Lokale Online-Marktplätze werden erst von 8 % der Händler genutzt, doch 14 % haben dies in der Zukunft vor.
Gemachtes Nest, schnelle Reichweite
Für ein Engagement auf Online-Marktplätzen spricht deren Bekanntheit. So erhoffen sich Händler, die Waren über Marktplätze anbieten, dass sie neue Kunden gewinnen und ihren Umsatz steigern. Auf einem Marktplatz kann sich ein Händler schnell und unkompliziert registrieren. Ein eigener Shop hingegen erfordert Planung und häufig eine größere Investition. Zudem bieten viele Marktplätze eine schnelle Möglichkeit, Waren auch international anzubieten.
Umsatzsteuer und Lieferschwellen: bei einer Vielzahl von Kanälen den Überblick behalten
Haben Einzelhändler einmal Gefallen an Marktplätzen gefunden, planen sie häufig, das Geschäft künftig noch auf weitere Marktplätze auszuweiten. So heißt es in der ibi-Studie „Der Handel im Jahr 2021“: „Obwohl Multichannel-Händler bereits über verschiedene Wege verkaufen, rechnet ein Drittel mit der Etablierung neuer Kanäle.“
Ein weiterer Punkt, den Händler beachten müssen: Seit 1. Juli gilt in der EU eine einheitliche Lieferschwelle. Sobald ein Händler in einem Jahr EU-weit über 10.000 EUR Umsatz im grenzüberschreitenden Handel erreicht, muss er für seine Waren im Land des Kunden Mehrwertsteuer abführen. Einen umfangreichen Überblick dazu bietet unser Merchant Dashboard. Hier sehen Händler unter anderem ihren Umsatz nach Absatzländern und den jeweiligen Shops und Marktplätzen aufgeschlüsselt.
Hinweis zu den in diesem Beitrag verwendeten Studien:
Sowohl die Studie „Der Handel in 2021“ als auch die Studie „Der deutsche Einzelhandel 2020“ wurden durch ibi research erhoben, in Deutschland erstellt und beziehen sich ausschließlich auf den deutschen Einzelhandel.