Noch fünf Jahre nach der Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die Europäische Union zu verlassen, ist der Brexit das schwerwiegendste aller Probleme britischer Unternehmen – noch vor dem Russlandkrieg in der Ukraine, steigenden Energiekosten und Inflation oder Corona. Der von Theresa May im Jahr 2017 eingeleitete Brexit erscheint den Briten aus heutiger Sicht kein allzu kluges Unterfangen gewesen zu sein:
Laut einer Ivalua-Umfrage, beauftragt von Coleman Parkes im August 2022, waren 80 % der britischen Unternehmen der glasklaren Ansicht, dass der Brexit in den vergangenen 12 Monaten enorme Störungen in der Versorgung und der Lieferketten verursachte. Noch höher – bei 84 % – lag der Anteil derjenigen, die davon ausgehen, dass das Schlimmste eigentlich noch bevorsteht.
Beinahe ein Drittel der Unternehmen bezifferten ihre erheblichen Umsatzeinbußen –maßgeblich wegen der Lieferkettenstörungen – auf ca. 18 %, während ca. zwei Drittel wiederum angaben, dass sie wegen verspäteter Warenlieferungen oftmals zu einer Geldstrafe verdonnert wurden, häufig zudem einen bedeutsamen Imageschaden erleiden mussten.
303 britische Beschaffungsmanager in Unternehmen mit 1.000 oder mehr Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Pfund (60 Millionen Dollar) wurden in der am 28. November 2022 veröffentlichten Umfrage befragt.
Laut Alex Saric, Experte für Smart Procurement bei Ivalua, einem Unternehmen für cloudbasiertes Ausgabenmanagement, ist die Sache klar: „Diese Ergebnisse machen deutlich, welch hohen Tribut die Unterbrechung der Lieferkette für britische Unternehmen bedeutet!“Saric betont: „Nach wiederholten Blockaden und Neustarts wurde die Kontinuität der Versorgung am Leben erhalten, was zum Ausfall von Lieferanten führte und Unternehmen Schwierigkeiten bereitete, neue Lieferanten an Bord zu holen, um die Versorgung wieder in Gang zu bringen.“
Wie das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukasevangelium, stellt es sich mit dem Brexit dar: Fünf Jahre nach dem Brexit-Referendum und zwei Jahre nach ihrem Austritt aus der Europäischen Union geht es den Briten wie dem jungen Mann in der biblischen Geschichte: Sie würden gern heimkehren. Bei jüngeren Wählenden wären 77 Prozent dafür. Die Zukunft ist auch in Großbritannien europäisch, und es wird immer klarer, dass der Brexit ein nostalgisches Projekt war, geboren aus einem Gefühl britischer Besonderheit, für das es in der Wirklichkeit keine Grundlage gibt.
You say Goodbye, and I say Hello …