Newsroom | 12. Januar 2023

Der Brexit und seine Folgen bedrohen den britischen Staat

Die anfangs befürchteten Schreckensszenarien sind zwar nicht eingetreten, dennoch, der Brexit stellt eine herbe Zäsur dar. Für Großbritannien genauso wie für die EU. Dies zeigt sich in letzter Zeit immer deutlicher. Vor allem die Pandemie, aber auch der Krieg in der Ukraine machen der britischen Wirtschaft schwer zu schaffen, obendrein zeigen sie auf, wie stark das Vereinigte Königreich und die EU aufeinander angewiesen waren und auch weiterhin sind. von

Das britische Gesundheitssystem ist in schlechter Verfassung

Die Zustände im Gesundheitswesen NHS haben Notstandscharakter, der Hinweis der Notruf-Leitstellen in GB liest sich fast wie schwärzester britischer Humor: Die Rettungsambulanzen sollen doch bitte nur gerufen werden, „wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sterben!“ In einem Land, das sich selbst zu den weltweit größten Volkswirtschaften verortet sieht und nach alten imperialistischen Zeiten sehnt. Oder ist das nur eine laute Minderheit, die diesen Eindruck vermittelt? Immerhin, fast die Hälfte der Briten hält den Brexit mittlerweile für einen Fehler, gegenüber knappen 40 %, die den Austritt nach wie vor für richtig halten. Trotz allem, die Lager sind gespalten, der Brexit stellt eine Zerreißprobe für die Briten dar, der Zusammenhalt des Landes steht auf dem Spiel!

Überdies macht eine Streikserie im öffentlichen Dienst auf die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen einmal mehr deutlich, dass der antieuropäische Kurs der Briten sich immer mehr zu einem Bärendienst an der eigenen Bevölkerung erweist. „Den Johnson machen“ wird hinter vorgehaltener Hand als geflügeltes Wort verwendet, was in etwa bedeutet, sich aus der Verantwortung zu stehlen, nachdem das Vereinigte Königreich in den nationalistischen Brunnen gefallen ist und vor allem Brexit-Befürworter wie Boris Johnson oder Nigel Farage, seinerzeit das Gesicht der rechtspopulistischen UKIP, diese Misere zu verantworten haben.

Bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am 04.01.2023 in London/GB gab sich Regierungschef Rishi Sunak wortkarg, Zugeständnisse an die Streikenden? Fehlanzeige.

Streiks lähmen das Land – Fachkräfte fehlen

Der seit Monaten andauernde Aufstand bei der Eisenbahn hat die Rückkehr des Volks an seine Arbeitsplätze nach den Feiertagen stark behindert. Am 3. Januar verkehrten lediglich 20 Prozent der geplanten Züge. Die Vereinigung der privaten Eisenbahn-Betreiber hatte schon vorab dazu aufgefordert, eine Reise gar nicht erst zu versuchen.

Für mehr Geld streiken nun auch Briefträger, Uni-Dozenten und der Grenzschutz. Besonderes Kopfzerbrechen aber bereitet Sunak der Aufstand im nationalen Gesundheitsdienst NHS. Denn die dort Bediensteten, die erst zur Monatsmitte wieder in den Ausstand gehen wollen, genießen die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung. Das Boulevardblatt „Mirror“ zeigte am 4. Januar die fünf Tory-Premiers seit 2010 mit der Überschrift: „Sie haben unseren NHS kaputtgemacht.“ Nicht wenige auf der Insel sehen das schon sehr lange so.

Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, Hunderttausende Stellen im Gesundheitswesen sind unbesetzt. Weil der Brexit die Anwerbung europäischer Fachkräfte erschwert, laufen jetzt Werbekampagnen beispielsweise in Afrika – wohin die Konservativen paradoxerweise Einwandernde wieder abschieben lassen …

Quellen:

bpb.de

fr.de

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