Guanggun Jie ist der „Singles’ Day“. Aus der Taufe hoben ihn Studenten der Universität Nanjing in China im Jahr 1993. Er findet jährlich am 11. November statt, wobei die vielen Einsen im Datum 11.11. symbolisch für den einzelnen Menschen, also den Single stehen. Heute führt der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba den Shopping-Tag durch.
Die Umsätze lagen in den vergangenen Jahren deutlich höher als beim Black Friday und dem anderen traditionellen US-Shopping-Tag Thanksgiving zusammengerechnet. 2019 wurde bereits nach einer Stunde die Milliarden-Dollar-Marke dank vieler Vorbestellungen geknackt. Der Gesamtumsatz lag bei 38,4 Milliarden Dollar (zum Vergleich: Thanksgiving USA 17,6 Milliarden). 2020 erreichte der Singles’ Day mit 74,1 Milliarden Dollar einen neuen Rekordwert. Diese Zahlen machen ihn zum umsatzstärksten Shopping-Event der Welt.
China schlägt USA im Umsatz
Nur knapp unter dem Umsatzniveau des Singles’ Day liegt das chinesische Neujahrsfest, obwohl es von über einer Milliarde Menschen begangen wird. Die Chinesen feiern den Jahresbeginn nach ihrem Monatskalender mit dem Kauf von reichlich Geschenken, Lebensmitteln oder Dekorationen. Ein Beispiel wirft ein Schlaglicht auf die Umsätze dieses insgesamt siebentägigen Festes: Laut Hongkong Means Business verzeichnete Hangzhou, die Hauptstadt der Provinz Shenyang, im Jahr 2016 an sechs Tagen Umsätze in Höhe von rund 118 Milliarden US-Dollar.
Das weltweite Wahnsinns-Wochenende
In den USA und den westlichen Ländern hat sich ein komplettes verlängertes Schnäppchen-Wochenende im November etabliert: von Thanksgiving über Black Friday bis zum jüngsten Event, dem Cyber Monday.
Thanksgiving – das Erntedankfest – findet stets am vierten Donnerstag im November statt. Es ist einer der wichtigsten Festtage der USA und traditioneller Start des Weihnachtsgeschäfts im Einzelhandel. Laut Verbraucher-Erfahrungen bieten große Kaufhäuser wie Walmart oder Best Buy zu Thanksgiving oftmals Rabatte, die in der Höhe weder beim tags darauf stattfindenden Black Friday noch beim darauffolgenden Cyber Monday zu finden sind. Und trotz dieser beiden Online-Shopping-Events hat sich auch der Thanksgiving-Donnerstag als Online-Kaufrauschtag etabliert. Im Jahr 2020 lag der E-Commerce-Umsatz laut Statista allein für den Thanksgiving Day bei 4,94 Milliarden Dollar.
Black Friday – auch hierzulande immer populärer. Direkt auf Thanksgiving schließt sich der Black Friday an. Erfunden in den USA, boten Händler für diesen starken Verkaufstag immer mehr Sonderangebote an, um sich von anderen Anbietern abzusetzen. Das Black resultiert ursprünglich von „schwarzen Zahlen“, die die Händler an diesem Tag schrieben.
Nach und nach schwappte dann die Black Friday Welle in weitere Industrienationen über. In Deutschland ist er seit 2013 populär. Große amerikanische Unternehmen wie Apple machten ihn hierzulande bekannt. Allerdings wird er mehr als Online-Shopping Aktion genutzt und entwickelte sich in den vergangenen Jahren rasant. So wird laut Paymentanbieter Klarna an einem Black Friday 64 % mehr Umsatz erzielt als an einem normalen Freitag.
Cyber Monday – der Montag danach: Er wurde aus zwei Gründen kreiert. Zum einen, um US-Konsumenten aus übervollen Kaufhäusern an Thanksgiving ins Online-Geschäft zu locken. Zum anderen sollte er das Chaos der Black-Friday-Bestellungen entzerren. Heute avanciert die Rabattschlacht am Montag längst zum weltweiten Hit. Vor allem im Vereinigten Königreich, auf dem europäischen Kontinent und in lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien oder Argentinien ist der Cyber Monday längst sehr beliebt. In den USA stellt er 2020 einen der umsatzstärksten Aktionstage mit 9,81 Milliarden US-Dollar dar.
Alle Umsatzzahlen der letzten Jahre können hier verglichen werden.
Übrigens gaben die Deutschen am viertägigen „Cyber-Wochenende“ von Black Friday bis Cyber Monday 2017 laut Handelsverband Deutschland 1,7 Milliarden Euro aus, fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Schnäppchen angeln in angelsächsischen Ländern
Boxing Day – so heißt ein Klassiker, der vorwiegend im stationären Handel die Umsätze ankurbelt. Begangen wird er im Vereinigten Königreich und anderen britisch geprägten Ländern wie Australien. Es handelt sich um den Tag nach Weihnachten, den 26. Dezember, denn einen zweiten Weihnachtsfeiertag kennt man hier nicht. Der Name entspringt der Tradition, dass Unternehmen ihre Angestellten mit sogenannten Christmas-Boxen als Schachteln mit kleinen Geschenken belohnten. An den Boxing Days unserer Tage tauschen die Konsumenten ihre Weihnachtsgeschenke um und lösen Gutscheine ein. Außerdem bieten Händler teils massive Preisnachlässe, um überschüssige Weihnachtsbestände abzusetzen. Im Jahr 2018 sorgten allein die Australier für Umsätze im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar.
Übrigens feiern die Australier am zweiten Dienstag des Monats November ihren Onlineshopping-Tag Click Frenzy. In Neuseeland findet am Montag vor Thanksgiving der Click Monday statt. Beide Events gelten als Äquivalent zum US-amerikanischen Cyber Monday.
Indien: Lichterfest als Shopping-Highlight
Diwali, das hinduistische Lichterfest, lässt auf dem indischen Subkontinent auch die Kassen klingeln und die Händler-Server heiß laufen. Meistens findet das Fest zwischen Ende Oktober und Anfang November statt. In Indien und Nepal ist es der größte Shopping-Feiertag des Jahres. Der Anlass der Feier: die Rückkehr des Gottes Rama in sein Königreich und damit der Sieg des Lichtes über den Schatten. Traditionell kaufen die Hindus hierfür festliche Lichter, Feuerwerk und Dekorationen für die Häuser. Immer häufiger erwerben sie auch Geschenke wie Handys, Elektronikartikel und Luxusgüter für ihre Freunde und Familien. Laut einer Kundenbefragung von Indiens führender Cashback- und Coupon-Website cashcaro.com geben Konsumenten bis zu 780 US-Dollar pro Kopf aus.
Schnäppchenrausch in Mexiko
El Buen Fin, das gute Ende, nennen die Mexikaner den Anfang ihrer Weihnachtssaison. Er findet am Wochenende vor dem 20. November, dem mexikanischen Revolutions-Feiertag, statt. Alle Arten von Konsumgütern, Kleidern und Elektronikartikeln wechseln jährlich den Besitzer. Im Jahr 2018 war El Buen Fin das viertgrößte Shopping-Event der Welt mit Umsätzen im Wert von rund 4,7 Milliarden US-Dollar. Der Unterschied zu anderen Verkaufsveranstaltungen liegt darin, dass der Staat sie initiiert und steuerfreies Einkaufen ermöglicht. So soll der Konsum angekurbelt werden. Unter allen, die am El Buen Fin mit Kreditkarten einkaufen, verlost der Staat pro Jahr über 150.000 Geldpreise im Gesamtwert von über 25 Millionen US-Dollar.
„Do buy“ am Persischen Golf und weitere
Auch beim Dubai Shopping Festival rings um den Jahreswechsel können Kunden steuerfrei einkaufen. 2018/19 belief sich der Umsatz im Handel auf rund fünf Milliarden US-Dollar und überstieg damit El Buen Fin, allerdings jahresübergreifend.
In Singapur steigt an jedem 12. Dezember der drittwichtigste Onlineshopping-Tag Asiens nach dem Singles’ Day und dem ebenfalls hier begangenen Black Friday. Dieser Tag ist gleichzeitig der Startschuss zum Weihnachts-Shopping mit einer Lichtshow auf der Einkaufsmeile Orchard Road. Japaner und Koreaner beschenken ihre Frauen stets am 14. März mit weißen Geschenken wie weißer Schokolade. Dieser White Day ist also eine Art Valentinstag. Die Farbe Weiß steht für Glück.
Amazon Prime Day
Last but not least − mit dem Prime Day hat sich schließlich auch der US-Shopping-Gigant sein eigenes Konsum-Fest geschaffen. Zwei Tage lang erhalten Prime-Mitglieder exklusive Rabatte. Der jährliche Prime Day fand 2021 am 21. und 22. Juni statt. Laut Statista.de setzte Amazon in den 48 Stunden rund 11,2 Milliarden US-Dollar um.