Nachhaltigkeit. Das Thema etabliert sich mehr und mehr auch im Bereich Lifestyle und Mode. War es für einige vor nicht allzu langer Zeit noch üblich, sich bei Billigmarken wie Primark oder KIK einzukleiden und Gewissensbisse wegen prekärer Arbeitsbedingungen der NäherInnen, z. B. aus Bangladesch, mit dem billigen Preisetikett wegzuwedeln, setzt sich glücklicherweise auch bei den Verbrauchenden eine gewisse Mode-Ethik bzw. ein moralisches Gewissen durch.
Mehr Online-Marktplätze für gebrauchte Kleidung
Doch wer Secondhand-Kleidung mit vollgehängten Kleiderständern in muffigen und nach gebrauchter Kleidung riechenden Kaufhallen trendiger Großstadtbezirke oder Flohmärkte assoziiert, wird schnell eines Besseren belehrt – der Handel hat sich in den virtuellen Raum verlagert: diverse Online-Marktplätze teilen sich mittlerweile das einträgliche Geschäft mit gebrauchter Kleidung.
Und ganz gleich, ob geplagtes Gewissen oder woher die Motivation auch sonst herrührt, der Trend von „Secondhand-Plattformen“ ist, zumindest aus ökologischer Sicht, begrüßenswert und widerlegt die allgemein vorherrschende Meinung, dass günstige Mode nur Saisonware sei. Schmeichelnde Bezeichnungen wie „Second Love“. „Pre-Owned“ oder ein nüchternes „Vintage“ signalisieren klar, dass es sich um gebrauchte Ware handelt.
Fast die Hälfte aller Konsumenten kauft Secondhand
Vintage- und Second-Hand-Kleidung werden bis 2023 wahrscheinlich bis zu 27 Prozent des Schrankinhalts ausmachen, so ein Bericht der Second-Hand-Plattform Vestiaire Collective. Demnach hat das Interesse an nachhaltiger Kleidung in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das bestätigt auch eine Studie von Visa. So haben 49 Prozent der Verbraucher schon einmal Secondhand-Ware gekauft.
Um zu ermitteln, welche Second-Hand-Labels am häufigsten auf Wiederverkaufsplattformen wie Depop, ASOS Marketplace, eBay und Vestiaire Collective vertreten sind, hat die Online-Gutschein-Plattform Savoo die Anzahl der Angebote von 30 populären Marken auf diesen vier Verkaufsplattformen miteinander verglichen.
Der Markt für Secondhand-Bekleidung wächst Dank Zara und Nike als Top-Marken
Zara sei mit über 670.000 gebrauchten Produkten auf den vier verschiedenen Verkaufsplattformen die beliebteste Second-Hand-Marke in Europa ist. Nike belegt mit insgesamt 610.141 verfügbaren Produkten den zweiten Platz. Die Luxusmarke Chanel bildet mit insgesamt 151.736 Produkten das Schlusslicht der Top Ten.
An dritter Stelle folgt die ebenso beliebte Sportmarke Adidas. Sie bietet auf allen vier Plattformen insgesamt 467.022 Produkte an. An vierter Stelle folgt das Fast-Fashion-Label H&M. Die amerikanische Unterwäschemarke Victoria’s Secret hingegen belegt mit insgesamt 372.291 Angeboten auf allen vier Verkaufsplattformen den fünften Platz im Gesamtranking.
Ob Markenjeans oder Designerkleid – die Tendenz zu Secondhand-Kleidung zieht immer größere Kreise und hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von 20 Prozent auf sich zu vereinen, besagt die Studie ist, welche die Unternehmensberatung KPMG und das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI veröffentlicht haben.
Die nordischen Staaten konsumieren nachhaltig
Finnland ist das nachhaltigste Land Europas im Hinblick auf Online-Shopping. Mit 86,51 von 100 möglichen Punkten führt es die Liste des Sustainable Development Report an. Darin werden die 193 UN-Mitgliedsstaaten miteinander verglichen: Immerhin, um ganze 20,37 Prozent hat das skandinavische Land seinen Konsum-Fußabdruck in den vergangenen zehn Jahren reduziert. Das ist nach Italien (26,03 Prozent), Schweden (21,99 Prozent) und Griechenland (20,75 Prozent) der viertbeste Wert im europäischen Vergleich. Im Bereich der Antiquitätenläden, Floh- und Straßenmärkte ist Finnland jedoch abgeschlagen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 5.540.720 Einwohnern gibt es hier nur 53.
Auf dem zweiten Platz liegt Dänemark, das seinen Konsum-Fußabdruck im Zeitraum von 2010 bis 2020 um 14,26 Prozent reduzieren wird. Den dritten Platz belegt Slowenien. Mit 34 Kilogramm Haushaltsabfall pro Person und Jahr wird dort am wenigsten Abfall aller untersuchten Länder produziert.
Deutschland hingegen belegt im europäischen Vergleich nur den zehnten Platz. Trotz der höchsten Recyclingquote aller untersuchten Länder (67,1 Prozent) hat die Bundesrepublik ihren Konsumfußabdruck zwischen 2010 und 2020 um 1,91 Prozent erhöht.