Wer kennt das nicht, wenn man mal einen indirekten Vertreter benötigt, um die Zollabfertigung in Deutschland zu erledigen, ist nie einer da.
Unmöglich ist es nicht, doch meistens findet man sie in anderen EU-Staaten und nicht in Deutschland, wenn man Glück hat, gibt es noch alte Verträge oder gute Beziehungen zu Zollagenten, aber in der Regel scheuen hier viele die Verantwortung.
Was ist das Problem?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie der reibungslose Handel zwischen Ländern möglich wird?
Hinter der Beschaffung und dem Einkauf von Waren im Ausland steckt ein komplexes System aus grenzüberschreitenden Warenbewegungen und den damit verbundenen Zollformalitäten.
Zollformalitäten – ein notwendiges Übel?
Immer wenn eine unsichtbare Grenze überschritten wird, kommen sie ins Spiel: die Zollbeamten und ihre Formulare. Für viele Unternehmer und Privatpersonen wirken diese Formalitäten wie ein lästiges Übel, das den reibungslosen Handel behindert. Doch keine Angst! Mit etwas Vorbereitung und dem richtigen Know-how können Sie diese Hürden spielend meistern.
Klarheit von Anfang an: Wer übernimmt welche Zollformalitäten?
Schon in der Phase der Verkaufsverhandlungen sollten Sie sich mit Ihrem Geschäftspartner über die Verteilung der Zollformalitäten einigen. Wer übernimmt die Anmeldungen, wer zahlt die Gebühren? Klare Absprachen sorgen dafür, dass Sie später keine bösen Überraschungen erleben.
Incoterms: Die unverzichtbaren Wegweiser im internationalen Handel
Stellen Sie sich nun vor, Sie bestellen ein handgemachtes Schmuckstück aus einem fernen Land. Wie gelangt dieses schöne Stück zu Ihnen? Magie? Nein, dahinter steckt ein komplexes System aus grenzüberschreitenden Warenbewegungen und natürlich den damit verbundenen Zollformalitäten.
Aber wer ist eigentlich für was verantwortlich?
Genau hier kommen die Incoterms® (International Commercial Terms) ins Spiel. Diese internationalen Handelsregeln definieren klar und unmissverständlich die Verantwortlichkeiten von Käufer und Verkäufer beim Transport und der Zollabwicklung von Waren.
DDP und der indirekte Vertreter: Ein Team für einen reibungslosen Ablauf
Wenn im Incoterm „DDP (Delivery Duty Paid)“ vereinbart wird, übernimmt der nicht in der EU ansässige Partner die Verantwortung für die Zollabwicklung in der EU. Klingt einfach? Ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Denn um diese Aufgabe zu erfüllen, muss der DDP-Lieferant einen sogenannten indirekten Vertreter beauftragen. Dieser in der EU ansässige Spezialist übernimmt nicht nur die Zahlung von Zoll und EUSt., sondern trägt auch die volle Verantwortung für die Einhaltung sämtlicher Einfuhrvorschriften.
Von Produktsicherheit bis Markenrechten: Der indirekte Vertreter hat alle Fäden in der Hand
Zu diesen Vorschriften gehören unter anderem:
- Produktsicherheit: Der indirekte Vertreter muss sicherstellen, dass die importierten Waren den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen.
- Markenrechte: Er darf keine Waren einführen, die Markenrechte verletzen.
- CBAM-Berichtspflichten: Im Zuge des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) muss der indirekte Vertreter detaillierte Emissionsdaten für bestimmte Waren liefern.
CBAM: Neue Herausforderungen für indirekte Vertreter
Mit der Einführung des CBAM werden die Aufgaben des indirekten Vertreters noch komplexer. Es ist zu erwarten, dass diese Experten in Zukunft:
- Gewisse HS-Codes vertraglich ausschließen werden, um die mit CBAM verbundenen Berichtspflichten zu minimieren.
- Hohe Anforderungen an Berichtspflichten und Transparenz erfüllen müssen, um die Herkunft und CO₂-Emissionen der importierten Waren nachweisen zu können.
Zollagenten: Ihre unverzichtbaren Helfer im Labyrinth der Zollabwicklung
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Unternehmen, das Waren aus einem fernen Land importieren möchte. Die Aussicht auf all die komplizierten Zollformalitäten und -vorschriften kann einem schnell Schweiß auf die Stirn treiben. Aber keine Sorge, Sie müssen nicht alleine durch dieses Labyrinth stolpern!
An Ihrer Seite: Der Zollagent als erfahrener Lotse
In genau solchen Situationen kommt ein Zollagent ins Spiel. Diese Experten sind wie Lotsen, die Sie sicher durch die Untiefen der Zollabwicklung navigieren. Sie verfügen über tiefgreifendes Fachwissen und jahrelange Erfahrung in allen Bereichen der Einfuhr und Ausfuhr von Waren.
Von der Expertise bis zur Abwicklung: Zollagenten übernehmen vielfältige Aufgaben
Zollagenten können Ihnen in folgenden Bereichen tatkräftig unter die Arme greifen:
- Erstellung und Übermittlung aller notwendigen Zolldokumente
- Berechnung und Zahlung von Zöllen und Einfuhrumsatzsteuer
- Kommunikation mit den Zollbehörden
- Abwicklung von Zollkontrollen und -prüfungen
- Beratung zu allen Fragen rund um die Zollabwicklung
Die Herausforderung der indirekten Vertretung: Wenn Verantwortung zum Spielball wird
Doch die Arbeit eines Zollagenten kann mitunter auch zur Zerreißprobe werden. Insbesondere die indirekte Vertretung beim Zoll stellt ein komplexes und haftungsreiches Aufgabenfeld dar.
Warum scheuen viele Zollagenten die indirekte Vertretung?
Der Grund dafür liegt in der hohen Verantwortung, die mit dieser Rolle verbunden ist. Der indirekte Vertreter übernimmt gewissermaßen die Rolle des Importeurs und haftet somit für die korrekte Zollabwicklung der Waren.
Haftungsrisiken und fehlende Transparenz: Die Schattenseiten der indirekten Vertretung
Problematisch wird es, wenn sich herausstellt, dass die vom Auftraggeber gemachten Angaben unkorrekt sind. In solchen Fällen kann der Zoll den indirekten Vertreter haftbar machen.
Das Problem: Der indirekte Vertreter hat oft keinen Zugriff auf die relevanten Informationen, da er weder Käufer der Ware ist, noch die Buchhaltung des im Ausland ansässigen Verkäufers einsehen kann.
Hinzu kommt, dass die Handhabung von Zollprüfungen und -risiken innerhalb der EU-Mitgliedstaaten stark variiert. Dies erschwert die Arbeit der Zollagenten zusätzlich und führt dazu, dass viele lieber die Hände von der indirekten Vertretung lassen.
Meine Einschätzung: Handlungsbedarf für Behörden und Politik
Die komplexen Herausforderungen der indirekten Vertretung erfordern ein Umdenken seitens der Behörden und der Politik. Es ist an der Zeit, anwendungsorientierte Lösungen zu finden, die sowohl die Einhaltung der Zollvorschriften als auch die praktische Umsetzung durch die Wirtschaft ermöglichen.
Sichere Häfen für indirekte Vertreter: Ein IKS, das Vertrauen schafft
Der Schlüssel liegt in der Schaffung eines Rahmens, der es indirekten Vertretern ermöglicht, im Rahmen ihres IKS (Internes Kontroll-System) auf der sicheren Seite zu sein. Dazu gehören klare Leitlinien, praxisnahe Auslegungen der gesetzlichen Vorgaben und eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Zollbehörden.
Vermeiden wir unnötige Hürden: Wirtschaft fördern statt behindern
Wie ein Experte treffend formulierte: „Entweder man fördert die Wirtschaft und ermöglicht eine praxisnahe Ausgestaltung der gesetzlichen Vorgaben, oder man geht nach Schema F vor und schränkt den Handlungsspielraum der Wirtschaftsbeteiligten so ein.“
Es ist höchste Zeit, dass wir den Worten Taten folgen lassen. Denn eines ist klar: Unnötige bürokratische Hürden und ein starres Festhalten an unpraktischen Regelungen schaden am Ende nur der Wirtschaft und behindern den internationalen Handel.
Weitere Herausforderungen im Blick: Mehr als nur indirekte Vertretung
Die Herausforderungen gehen aber weit über die indirekte Vertretung hinaus. Themen wie „Aufgeschobene Umsatzsteuerabführung“ (in fast allen Ländern außer Deutschland) (Hier finden Sie mein Update zu den Herausforderungen) und der aktuelle Stau bei der Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen verdeutlichen, dass es an vielen Stellen Handlungsbedarf gibt.
Zollagenten im Wandel: Wie sieht die Zukunft aus?
Die Digitalisierung und die wachsende Komplexität der Zollvorschriften stellen auch die Arbeit von Zollagenten vor neue Herausforderungen. Insbesondere die indirekte Vertretung, bei der der Zollagent die volle Verantwortung für die Zollabwicklung übernimmt, birgt hohe Risiken.
DDP abschaffen? Eine mögliche, aber nicht perfekte Lösung
Die Abschaffung des Incoterms DDP könnte zwar die Risiken für Zollagenten reduzieren, würde aber gleichzeitig neue Probleme schaffen. So müsste etwa ein neues System für die Lieferung von Waren zwischen zwei im Drittland ansässigen Parteien in die EU entwickelt werden.
Verlässlichkeit und Planungssicherheit: Das oberste Ziel
Obwohl die Zukunft der Zollagenten ungewiss ist, steht eines fest: Die oberste Priorität für alle Beteiligten muss die Verlässlichkeit sein. Nur mit klaren, eindeutigen und überall gleichermaßen angewandten Regeln können Unternehmen Planungssicherheit und Vertrauen in die Zollprozesse haben.
Zusammenarbeit statt Alleingang: Den gemeinsamen Weg finden
Es ist daher wichtig, dass alle Beteiligten – Behörden, Politik und Wirtschaft – zusammenarbeiten, um eine praktikable Lösung zu finden, die den Bedürfnissen aller gerecht wird. Nur so können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern und den internationalen Handel weiterhin reibungslos und effizient gestalten.
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