Wegen des Brexits büßt Großbritannien sein wirtschaftliches Gewicht ein und verliert einmal mehr an Bedeutung für Europa, aber auch für uns in Deutschland. Erstmals in der jüngeren Geschichte fällt das Vereinigte Königreich aus den Top Ten der deutschen Handelspartner, wie aus einer Analyse der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) hervorgeht.
Auch wenn der kalender- und saisonbereinigte Warenaustausch zwischen Januar und Oktober vorwiegend inflationsbedingt um 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum anstieg, die Zahlen sind deutlich niedriger als vor dem Brexit. Der gesamte deutsche Waren-Export legte zudem im gleichen Zeitraum um 20,7 Prozent zu. Zuletzt hatte auch Tschechien Großbritannien in der Rangliste der wichtigsten Handelspartner überholt.
Handel leidet enorm
Großbritannien hat Ende Januar 2020 die EU verlassen; außerdem ist es seit Januar 2021 auch kein Mitglied der EU-Zollunion und des -Binnenmarkts mehr.
Selbst der im letzten Moment noch zustande gekommene Brexit-Handelsvertrag – der Zollfreiheit in den meisten Bereichen zusichert – konnte an der desaströsen Bilanz nicht viel ausmachen: Der gestiegene bürokratische Aufwand geht einher mit Lieferkettenproblemen, der Handel leidet dadurch enorm. Umsatzeinbußen sind im ganzen Land zu verzeichnen. Zudem erschwert die Einführung von kostspieligen und mit hohem Aufwand verbundenen Arbeitsvisa für Fachkräfte die Zusammenarbeit der ohnehin angeschlagenen Wirtschaft.
Weitere Gründe für den Relevanzverlust benennt die GTAI-Analyse mit den Auswirkungen von Corona, der Inflation sowie die geldpolitische Wende der Bank of England. Auch der wirtschaftspolitisch zuletzt unklare Kurs der britischen Regierung habe bei vielen Unternehmen für Verunsicherung gesorgt.
Zentralbank: Großbritannien steuert auf lange Rezession zu
Zudem werden die Hoffnungen auf eine schelle Besserung der Lage getrübt: Nach Einordnung der Zentralbank in London steuert Großbritannien auf eine lange Rezession zu, weshalb Unternehmen noch zögerlicher investieren dürften. Das betrifft vor allem die Lieferung von Fahrzeugen, Industriemaschinen und chemischen Erzeugnissen, wo Deutschland zu den wichtigsten Lieferanten zählt.
Quelle: zeit.de