E-Commerce-Unternehmen, die dieses Kriterium erfüllen, sollen dann obligatorisch 1,25 Prozent ihrer Gewinne abführen. In Barcelona seien immerhin 26 Unternehmen davon betroffen – allen voran Amazon. Wird die bestellte Ware allerdings an ein Abholzentrum geliefert, soll die Abgabe obsolet werden. Vor allem wolle man damit, „die Gewohnheiten ändern“, habe Vizebürgermeister Jaume Collboni betont. Die Menschen sollen dazu bewegt werden, mehr zu Sammelstellen zu gehen – so leisten Konsumierende einen Beitrag zum Umweltschutz, von verstopften Verkehrsstraßen wegen rechtswidrig parkender Lieferfahrzeuge ganz zu schweigen.
Die kosmopolitische Hauptstadt Kataloniens wird ab dem kommenden Frühjahr eine sogenannte „Amazon-Abgabe“ einführen, berichtet der Standard. Grund dafür sei die Nutzung von öffentlichen Flächen durch die Zusteller der online bestellten Produkte. „Dass ein Päckchen, das schätzungsweise 300 Gramm wiegt, von einem tonnenschweren Fahrzeug ausgeliefert wird, kann sich diese Stadt schlichtweg nicht mehr leisten“, so der städtische Haushaltsbeauftragte Jordi Marti.
Aktive Maßnahme wegen schlechter Luftqualität
Die spanische Stadt versucht seit Jahren, unter den europäischen Grenzwerten zu bleiben, ab denen ein Bußgeld wegen schlechter Luftqualität droht. Umweltstudien hätten zudem ergeben, dass im Großraum Barcelona rund 3.000 Menschen jährlich frühzeitig infolge der Luftverschmutzung sterben. Ferner hätten Untersuchungen gezeigt, dass der Lieferverkehr in der Stadt rund 8.300 Stellplätze zum Laden und Entladen benötigt.
Die Verordnung liege derzeit zur Abstimmung im Stadtrat, der am 28. Februar 2023 darüber abstimmen werde. Eine Mehrheit für die Umsetzung der „Amazon-Abgabe“ gilt dem „Standard“ zufolge aber als sicher. Barcelona wäre damit europaweit die erste Stadt, die eine solche Abgabe überhaupt einführt. Das Vorhaben war drei Jahre in Vorbereitung, die Stadtverwaltung habe außerdem im Vorfeld das Gespräch mit den großen Online-Händlern gesucht.