Market Insights, Newsroom | 8. Februar 2023

Der Chatbot Bard: Googles Antwort auf ChatGPT

Seit dem amerikanischen Start-up OpenAI im Herbst 2022 mit ChatGPT der ganz große Wurf gelungen ist, steht Google mächtig unter Druck. von

„Code red“ wurde laut „der Aktionär“ beim Google-Mutterkonzern Alphabet in Mountain View, Kalifornien, ausgerufen. Das eigene Geschäft mit der Suchmaschine wird wegen der künstlichen Intelligenz von Microsoft und Co. als bedroht angesehen.

Und seitdem bekannt geworden ist, dass der Milliardeninvestor Microsoft die Software von OpenAI in seine Cloud-Plattform integrieren wird, ist bei dem Internetriesen schnelles Handeln geradezu existenziell– immerhin ist der Googlesche-Umsatzbringer schlechthin in Gefahr: allein im dritten Quartal 2022 generierte Alphabet mit der Google-Suche und Werbegeschäften (YouTube ausgenommen) ca. 47,4 Milliarden US-Dollar Umsatz, was 69 % des Kernumsatzes darstellte. Im Gesamtjahr 2021 hingegen erzielte Google einen Umsatz von 256 Milliarden US-Dollar, rund 210 Milliarden stammten aus digitaler Werbung. Das entspricht mehr als einem Viertel des weltweit (!) für Werbung ausgegebenen Gesamtbetrags.

ChatGPT vs. LaMDA: Wettbewerb um die beste KI-basierte Sprachanwendung

Die Google-Suche gilt als eine der lukrativsten Einkommensquellen aller Zeiten.  Sascha Lobo ließ sich in seiner Spiegel-Kolumne sogar zu folgendem Ausspruch hinreißen: „Die Google-Suche ist die vielleicht ergiebigste Cashcow, die es je gab.“

Kein Wunder, dass die Nerven in der Chefetage von Alphabet derzeit blank liegen, sieht man sich doch nun mehr denn je im Zugzwang und versichert seit geraumer Zeit, mäßig erfolgreich, schon bald mit einer seit Jahren in Entwicklung befindlichen KI namens LaMDA nachzuziehen. LaMDA steht für „Language Model for Dialogue Applications“, also Sprachmodell für Dialoganwendungen. ChatGPT basiert auf einer ähnlichen Architektur.

Alphabet CEO Sundar Piachi hat im Zuge des Medienhypes um ChatGPT diverse Bereiche in seinem Unternehmen aufgefordert, KI-basierte Prototypen und Produkte zu entwickeln und zu veröffentlichen. Fast mutet es wie eine Version des Wer-landet-zuerst-auf-dem-Mond 2.0 an:

Bereits am 6. Februar 2023 war diversen Nachrichtenportalen zu entnehmen, dass Google mit einem Chatbot namens Bard und weiteren KI-Funktionen in der Suche und APIs für KI-Entwicklungen bereitstellen wird. Dies wurde zuvor in einem offiziellen Blogbeitrag des Alphabet-CEO Pichai angekündigt und „als experimenteller Conversational-AI-Dienst“ beschrieben. „Bard versucht, die Breite des weltweiten Wissens mit der Leistung, Intelligenz und Kreativität unserer großen Sprachmodelle zu kombinieren“, schrieb Pichai weiter.

Bard: Der neue Chatbot von Google

Anfragen von Nutzern beantworten? Sogar an Gesprächen teilnehmen? Das alles soll mit Bard möglich sein. Zur Veranschaulichung zeigt ein Video, welche Möglichkeiten Bard den Usern eröffnet: wie das Vereinfachen komplexer Themen und der Erklärung neuer Entdeckungen des James-Webb-Weltraumteleskops, verständlich für einen 9-Jährigen oder die Beantwortung diverser Fragen, etwa die Zubereitung von Gerichten, inklusive der Zutatenliste.

Chatbot Bard soll zudem eine Variante von LaMDA nutzen und zunächst lediglich für vertrauenswürdige Tester Zugang bieten, um anschließend in den nächsten Wochen für ein breiteres Publikum zugänglich zu sein.

Googles beinahe zaghaftes Vorgehen liegt der PR-Katastrophe von Facebook bei Metas KI-Chatbot BlenderBot 3 und Microsofts Chatbot Tay zugrunde, bei denen beide rassistische und sexistische Kommentare von sich gaben – derartige öffentlichkeitswirksame Negativpresse versucht man mit allen Mitteln zu vermeiden.

Dennoch macht sich nach der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz vom 8. Februar eine gewisse Ernüchterung breit:  Auch wenn die Präsentation zum Thema  AI im Google-Ökosystem bemüht locker demonstriert wurde – der  Wow-Effekt blieb klar aus. Wird Platzhirsch Google sein Revier verteidigen können?

Wie aber könnte der Einsatz von Bard und ChatGPT künftig einen Mehrwert in der Praxis erzielen? Am Beispiel der Entwicklung digitaler Produkte beleuchten wir dies im Folgenden:

KI und die Entwicklung digitaler Produkte

Eins vorweg: KI wird qualifiziertes Personal kaum ersetzen können. Die anfängliche Skepsis gegenüber Automatisierungen ist nichts Neues und gibt es mindestens schon seit dem Zeitalter der Industrialisierung.  Am Ende des Tages rechnet da lediglich eine Maschine und simuliert bestenfalls eine Persönlichkeit bzw. ein Bewusstsein. Wenngleich sich auch hier die Frage stellt, was eigentlich als Bewusstsein gesehen wird. Zugegeben, dies zu beantworten, sprengt hier den Rahmen und ließe sich in einer Art philosophischen Exkurs vielschichtig sezieren.  Im entferntesten Sinne bedeutet Bewusstsein wohl das Erleben von mentalen Zuständen und Prozessen – etwas, was Maschinen höchstens nachzuahmen imstande wären.

Die Chancen, die KI mit sich bringt,  sind demnach vielversprechend:

Designer und Softwareentwickler zum Beispiel müssen Kreativität mit technischen Skills kombinieren, um innovative Lösungen entwickeln zu können. Sie sehen sich ständig mit der hohen Nachfrage nach neuem Code und aktualisiertem Produktdesign konfrontiert. Komplexere Aufgaben können künftig – unter Supervision! – von KI übernommen werden.

Workflow beschleunigen

Ganz klar, Machine-Learning-Anwendungen sind mit guten „Prompts“ leistungsstarke Werkzeuge, die Entwicklern und Designern helfen, ihre Arbeitsprozesse zu straffen.

© Reddit Inc.

Mit der Option, natürliche Sprachverarbeitung und Deep Knowledge zu nutzen, können sie dabei helfen, Code-Fehler zu debuggen. Außerdem können sie Ideen für Produkte oder u.a. kunstvolle Grafiken generieren. Selbst Cyber-Hosts für selbstproduzierte Nachrichten oder andere Bewegtbildformate könnten künftig auf Befehl von KI generiert werden. Eine mögliche Zusammenarbeit von Bard oder ChatGPT mit AI-Video Produzenten, z.B. Synthesia scheint in greifbarer Nähe!

Durch die Automatisierung von Aufgaben wie Recherchen und Tests sparen Tools wie ChatGPT Zeit ein und ermöglichen es Entwicklern und Designern, sich auf die kreativen Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren. Die Befehls- und Automatisierungsfunktionen verbessern die Effizienz und die Zusammenarbeit und machen es zu einem wertvollen Werkzeug für die Tech-Industrie.

Mit dem Einsatz von KI können Entwickler effizienter arbeiten, komplexe Probleme lösen und Erkenntnisse über Ihre Arbeit gewinnen. Auch das Verständnis von Code wird einfacher, wenn KI ihn erklären kann.

Um erfolgreich zu sein, sind innovative Technologien und ein tiefes Verständnis unerlässlich. Ingenieure und Designer sollten auch die weiterreichenden Auswirkungen ihrer Produkte berücksichtigen, z. B. ethische und datenschutzrechtliche Fragen. Um in diesem Bereich die Nase vorn zu haben, müssen Entwickler über die neuesten Trends und die wichtigsten Akteure in der Branche informiert bleiben.

Sehen sich hier Googles Search & AI-Event vom 8. Februar 2023 an: youtube.com/Google

 

 

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